In Duisburg hat sich fast unbemerkt von der Öffentlichkeit ein Kunstmuseen-Dreiklang von nationalem, vielleicht sogar internationalem Rang entwickelt: das Lehmbruck-Museum mit dem Schwerpunkt Klassische Moderne, das Museum Küppersmühle (MKM) mit Informel und als jüngstes Museum das private DKM, ein Kleinod in der Museenlandschaft in NRW.

Das hässliche Entlein

Nur 200 Meter vom Hauptbahnhof entfernt. Das DKM wohnt in einem schnöden 60er-Jahrebau, der vormals Büros, Laden und ein paar Wohnungen beherbergte. In einer Stichstraße zwischen Kantpark mit Skulpturenpark und Lehmbruckmuseum, mit teilweise älteren städtischen Bürgerhäusern aus der Gründerzeit; die Baulücken und Kriegswunden mit architektonischen Nachkriegsmeisterleistungen wie das des DKM gestopft. An dessen vierstöckigen Altbau wurde noch ein Anbau gefügt und Hof, Garten und Lücken mit kleineren Innenhöfen ausstaffiert.

So hässlich das Gebäude auf den ersten Blick außen, so schön ist es drinnen, als ob es eigens für diese wundervolle Sammlung geschaffen worden wäre. So passend und schön, dass der wieder herauskommende Besucher sich auch draußen im Umblicken plötzlich auch der ganz eigenen Schönheit des schlichten Nachkriegsbaus gegenüber den "überladenen" Gründerhäusern bewusst wird.


Im DKM geht man auf eine Zeitreise zum west-östlichen Divan: asiatische, fernöstliche, westliche, europäische, altägyptische und zeitgenössische Kunst, eingebettet und anzuschauen in einer ganz besonderen Zusammenstellung und Atmosphäre. Das DKM liebt Vielfalt und Verschiedenartigkeit (Stifter-Motto: Variatio delectat).


mehr Fotos: siehe unten

Ein kontemplativer Ort: Ruhe und Schönheit

Draußen am Eingang eine Cafésitzecke mit Zwergzierahorn. Das Gebäudeinnere wird zu einem Labyrinth aus 51 - meist kleineren - Räumen, das vom karg-modernen Foyer mit Museumscafé ausgeht. Das Erdgeschoss des Altbaus ist Wechselausstellungen vorbehalten, zum Beispiel 2010 die durch Roger M. Buergel kuratierte mit Werken Ai Weiweis.


Im Neubau, der nur im Erdgeschoss zugänglich ist, allerliebste Räume zur Kontemplation: mit Ausblick durchs Schaufenster in winzige chinesische Gärten, einen begehbaren Innenhof mit Steingärtchen, Goldfischteich, Schaufenster wie Gemälde, Fensterrahmen als Bilderrahmen, Blicke in Stillleben, ein japanischer Teeraum mit japanischen Kissen (der aber nichts dergleichen ist, sondern eine Installation von Song Dong zu "write your message with water" - mit - wohlgemerkt - chinesischen Sitzkissen, Wasserschälchen, Tischchen und Pinsel, siehe Foto unten), dunkle und karg gehaltene Räume in Weiß, eine Ecke in einem japanischen Park, inszeniert durch Fotowände, Sitzhöckerchen, akustisch begleitet mit lautstarkem Treiben.

Ort der Bilder, Song Dong
Sammlung DKM, Duisburg
Foto: Vera Kriebel, 2010


Im Untergeschoss chinesische Grabbeigaben, Armeen kleiner Krieger, Händler und Pferde. Wunderschöne Preziosen. Ein abgedunkelter Raum der Stille, mit angestrahlter Buddhastatue - für manche vielleicht etwas sehr asiatisch-esoterisch, für andere beängstigend, für dritte beruhigend. Ein Saal und eine wundervolle Kombination von Skulpturen, Gelehrtensteinen (wer dazu mehr wissen will, sollte im schönen DKM-Katalog "Linien stiller Schönheit" blättern), traditioneller fernöstlicher Seidenmalerei und Zeichnungen, Landschaftsfotografien wie diese chinesischen oder japanischen Tuschezeichnungen (die Landschaftsfotos wirken wie die fotografischen Inkarnationen dieser ewigen Tuschezeichnungsberge und -täler), altes und neues Porzellan, Gefäße, Glas, modern und alt.
Im ersten und zweiten Stock eine lange Galerie, und Räume und Ecken mit meist zeitgenössischer Kunst aus dem 20. und 21. Jahrhundert (dazwischen aber immer wieder antike Stücke), im dritten Stock drei Räume gewidmet Ghandara … Ein Haus mit Räumen voller herrlicher Dinge zum Entdecken von Kunst und um zur Ruhe zu kommen.

Linien stiller Schönheit

Die Dauerausstellung geht wahrhaftig entlang der "Linien stiller Schönheit", so ihr offizieller Titel. Neben Gemälden, Zeichnungen, Objekten, Installationen, Skulpturen bilden die Fotografie (unter anderem Reisefotografien des 19. Jahrhunderts aus Ägypten) und alte bis zeitgenössische Gefäße weitere Schwerpunkte: Schalen aus der ägyptischen Frühzeit, chinesisches Porzellan, Gefäße der kambodschanischen Khmer und aus Japan, Porzellan von KPM, Arzberg und Glasvasen von Wilhelm Wagenfeld.
Da hängen die Stahlwerke der Bechers neben modernen Linien, Grafiken, Zeichnungen, Skulpturen, bewusst fehlen die Informationstäfelchen, nicht einmal die Künstler werden genannt. So wirken die Kunstwerke für sich, in der Zusammenstellung, in der Vielfalt.

Infos zum Museum DKM

  • Adresse und Anfahrt: Güntherstr. 13 - 15, 47051 Duisburg-Dellviertel, 200m vom Hbf entfernt.
  • Achtung Öffnungszeiten: geöffnet nur nach Voranmeldung mittwochs 10- 18 Uhr und für vorangemeldete Gruppen.
  • Eintrittspreise: 10,00 EUR, ermäßigt 5,00 EUR, Kinder bis 7 Jahre frei.
  • Empfehlenswert! Katalog: Linien stiller Schönheit (35,00 EUR).
  • Die DKM-Website wird nicht bei allen Browsern gleich gut dargestellt und wirkt sehr unübersichtlich. Sie beinhaltet jedoch - in einer eigenen Navigationslogik - viele Infos (allerdings bislang keinen Online-Katalog der Ausstellungsstücke).
  • RuhrKunstMuseen: Wie das Lehmbruck-Museum und das Museum Küppersmühle ist das DKM Mitglied der RuhrKunstMuseen, ein Netzwerk von Kunstmuseen des Ruhrgebiets.

Ausstellungskritiken


 Fotos

Tierbronzen aus Amlash/Iran
Sammlung DKM, Duisburg
Foto: Vera Kriebel, 2011

Museum DKM, Duisburg


Ernst Herrmanns, Ein Raum, 1994
Sammlung DKM, Duisburg
Foto: Vera Kriebel, 2010

Sammlung DKM, Duisburg
Foto: Vera Kriebel, 2010




Sammlung DKM, Duisburg
Foto: Vera Kriebel, 2010

Sammlung DKM, Duisburg
Foto: Vera Kriebel, 2010

Ibis
Sammlung DKM, Duisburg
Foto: Vera Kriebel, 2010

Sammlung DKM, Duisburg
Foto: Vera Kriebel, 2010

Schwebende Skulptur von Otto Boll
Sammlung DKM, Duisburg
Foto: Vera Kriebel, 2010

Sammlung DKM, Duisburg
Foto: Vera Kriebel, 2010

Ulrich Erben
Sammlung DKM, Duisburg
Foto: Vera Kriebel, 2010

Sammlung DKM, Duisburg
Foto: Vera Kriebel, 2010

Sammlung DKM, Duisburg
Foto: Vera Kriebel, 2010



Erwin Wortelkamp: Orangen von Hans für Marées, 1996/2004Sammlung DKM, Duisburg
Foto: Vera Kriebel, 2010