K21, Glaskuppel mit T. Saraceno: in orbit Foto: Martin Merz, 2014 |
... man aus einem wilhelminisch wuchtigen Gründerhaus alles machen kann! Ein klassizistischer Gründerbau, am Kaiserteich in Düsseldorf, früher Heimat des preußischen Provinzial-Landtags im Rheinland.
Postmoderne: Mix aus Alt und Neu
Und seit 2002 über- und eingebaut postmoderne Architektur von Kiessler+Partner aus München. An der gelbbraunen Gründerfassade hängt ein monumentales Vorhängeschloss (siehe Fotos unten), eine übergroße Pistole (von Olaf Metzel) liegt am Eingangsportal vor der klassizistischen Bronze-Skulptur, ein pathetisch um "Vater Rhein" geschlungenes Figurenensemble.
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Innen wird postmodern umgestaltet: Im Zentrum ein Innenhof, eine zum Teil über die gesamte Gebäudehöhe reichende Halle. Eine Glaskuppel, von außen völlig unauffällig, wölbt sich mit ihrem weißen Stahlgeflecht wie ein Bahnhofsbaldachin über Innenhof und Altbau und schafft so eine zusätzliche Halle über dem Museum. Dort findet sich ausgetretener Gründer-Stein, dorisch angehauchte Säulen aus dunklem polierten Marmor, wie zur Jahrhundertwende (der Wende zum 20. Jahrhundert) üblich allerlei Zierrat und Stuck an den Wänden.
Glaskuppel von Kiessler und Partner, Figuren von Thomas Schütte Düsseldorf, K21 Foto: Vera Kriebel, 2012 |
Historische Andeutungen mit schlichten Formen
Der Innenhof ist teilweise überbaut mit einer weißen Box und umgeben von schlicht weiß getünchten Wandelgängen mit Galerie-Öffnungen für Ein- und Ausblicke. Neben den alten, breiten, sich ebenso gemächlich wie pompös nach oben bewegenden Aufgängen ein neues, schmales innen liegendes Treppenhaus wie ein Kirch- oder Wachturm mit schießschartenartigen Öffnungen und innen mit einer steinernen Wendeltreppe.An die Halle angeschlossen die Café-Bar "am Kaiserteich" inmitten eines durch Jorge Pardo entworfenen kunterbunten Raumes, dessen Wände und Decke auf den ersten Blick jugendstilhaft verschnörkelt, auf den zweiten versehen mit wilhelminische Pathos, auf den nächsten wie ein bunter Planetariumshimmel oder doch mit futuristischen Elementen gestaltet sind.
Sie lebt! Die Wendeltreppe im K21
Sie lebte - denn inzwischen ist sie wieder deinstalliert, die wundervolle Installation von Sosnowska. Eine Wendeltreppe (von Monika Sosnowska) führt ins Leere: sie hängt von oben herab, reicht aber nicht bis unten. Aus einer anderen Perspektive wird klar, dass sie auch ansonsten keine normale Treppe ist: Scheint sie zunächst wie verzerrt, weil zerquetscht, zusammengedrückt, verfestigt sich beim von Stockwerk zu Stockwerk wandelnden Gast der Eindruck: Diese Treppe lebt (siehe Fotos unten).Sie hängt nicht herab - die Bewegung läuft umgekehrt: Sie steigt, windet sich die über den Innenhof hängende Box empor und quält sich mit letzter Kraft über das Geländer auf die oberste Ebene unter dem Kuppeldach, wo zwei dunkelbraune Giganten miteinander zu kämpfen scheinen (Thomas Schütte - Große Geister). (Oder ist die Treppe doch - wie manche meinen - eine falsch konstruierte Strickleiter, die über die Reling geworfen ist?)
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Ganz unten im Keller der Wechselausstellungsbereich - zum Beispiel 2010 bei der Quadriennale mit der Düsseldorfer Erinnerung an die 1980er Jahre "Es geht voran!", 2012 mit der großartigen Ausstellung Big Picture II oder 2014/2015 mit Annette Messagers Exposition. Dazwischen drei Stockwerke postmoderne Kunst. Die Postmoderne - schon vor 20 Jahren totgesagt - zeigt hier, wie lebendig sie auch im 21. Jahrhundert ist.
Mehr zur K21-Ausstellung selbst mit ihrer tollen Auswahl Gegenwartskunst - hier.
Infos zum K21 in Düsseldorf
Die Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen hat drei Standorte: Neben dem K21/Ständehaus am Kaiserteich für zeitgenössische Kunst gibt es noch das K20 am Grabbeplatz mit Schwerpunkt Kunst des 20. Jahrhunderts und in der Nähe das Schmela-Haus.- Adresse/Kontakt: Kunstsammlung NRW, K21 - Ständehaus am Kaiserteich, Ständehausstraße 1, 40217 Düsseldorf, Tel. 0211/ 83 81-204.
- Anfahrt: Am besten mit dem ÖPNV vom Hauptbahnhof: Mit den Straßenbahnen der Linien 703, 704, 706, 709, 712, 713, 715, 719 bis Haltestelle Graf-Adolf-Platz. Von dort sind es nur etwa 300 Meter Fußweg.
Oder zu Fuß: gemütliche 20 Minuten.
Anfahrtslageplan.
Zwischen K20 und K21 verkehrt alle 20 Minuten der kostenlose Mercedes Shuttle. - Öffnungszeiten: Di-So + feiertags 11-18 Uhr, montags geschlossen (außer an Feiertagen).
- Eintrittspreise: Kombiticket K20 + K21 20,- Euro. Einzeltickets zwischen 8 und 16 Euro.
Kinder und Jugendliche bis 17 Jahre frei.
Kostenloser, freier Eintritt an jedem 1. Mittwoch im Monat von 18 - 22 Uhr. - Website der Kunstsammlung für K20 und K21.
- Begleitprogramm für Erwachsene, Schüler, Kinder: Veranstaltungskalender (u.a. mit Führungen). Bildungsangebote für Schulklassen, Erwachsene, Kitas.
- Shop: "Das Ständehaus", Dumont, 9,90 Euro (Inhalt: fast ausschließlich über das Haus, von der Sammlung ist kaum etwas zu sehen und auch Architektonisches wird eher angerissen)
- Ein ausgezeichnetes, zwar wissenschaftlich fundiertes, aber trotzdem gut lesbares Buch zur Postmoderne ist das von R.G. Renner "Die postmoderne Konstellation", in der der komplexe Mix aus historischen Zitaten, An- und Umdeutungen, das eines der Markenzeichen der Postmoderne ist, erläutert wird (Literatur-Beispiel: Krimi in postmoderner Tradition).
Glaskuppel, K21, Düsseldorf Foto: Vera Kriebel |
Saraceno - in orbit 2014/2015 unter der Glaskuppel, K21, Düsseldorf Video: Vera Kriebel, 2014 |
Bel Etage Düsseldorf, K21Foto: Vera Kriebel, 2012 |
Bel Etage mit Figuren von Thomas Schütte K21, Düsseldorf Foto: Vera Kriebel, 2012 |
Patio K21 mit Monika Sosnowska,The Staircase / Die Treppe, 2010 Foto: Vera Kriebel, 2012 |
K21 Foto: Martin Merz, 2014 |
K21, Glaskuppel mit T. Saraceno: in orbit Foto: Martin Merz, 2014 |
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