Dortmunder U: Übersicht

Ein Geldgrab, fürwahr. Aber angesichts der Tatsache, dass jeder Besucher 300,- kosten soll, kann man doch wirklich einmal in dieses wunderschöne Geldgrab steigen und damit die Kosten pro Besucher verringern :-)

Turmvideos, Museum Ostwall, HMKV, FH/TU

Lange Wartezeiten auf dem Hauptbahnhof, shopping-müde oder Mittagspause in der Dortmunder City? Reingucken im U lohnt sich dann auf jeden Fall in der 1. Etage zu Design und Architektur. Ganz umsonst.
Mit etwas mehr Zeit bitte in den 3. Stock zu subversiven Games und Krimis um Öl, Weltmacht, Verschwörungstheorien, bösen Clowns.

Meereswelle, Fliegende Bilder
U-Turm-Videos, Dortmund
Foto: Vera Kriebel, 2010

Noch immer ist das Dortmunder U nicht ganz fertig, die Außenbereiche sehen zum Teil immer noch aus, als seien Bomben eingeschlagen. Trotzdem ist zumindest in den Kunst-Ausstellungsbetrieb der Alltag eingezogen.

Medienkunst vom HMKV und Museum Ostwall mit moderner Kunst

Kulturelle Anziehungspunkte sind der Hartware MedienKunstVerein (HMKV), der seit 2010 die dritte Etage als Plattform nutzt, und das Museum Ostwall (MO), das in der vierten und fünften Etage mit beispielhaften Kunstwerken aus dem 20. Jahrhundert, dem Schwerpunkt Fluxus-Bewegung, die provokante Sponti-Kunst der 1960er Jahre im Gefolge von Dada und Duchamps um Yoko Ono, Beuys oder Nam June Paik, sowie mit einem aufwendigen Vermittlungsangebot einschließlich Multimediastationen zu Hause ist.

Filmkunst - Konzept-Ausstellungen

Das sechste Obergeschoss ist Sonder- und Wechselausstellungen vorbehalten: Eingeweiht wurde es im Dezember 2010 mit der schwer verdaulichen Filmkunstausstellung "Bild für Bild - Film und zeitgenössische Kunst" (Museum Ostwall), die mit nur knapp 10.000 Besuchern ein Flop war. Von Mai bis Oktober 2011 folgte die abwechslungsreiche und unterhaltsame HMKV-Ausstellung "Gone to Croatan", die die bessere erste "große" Sonderausstellung im U gewesen wäre.

Fliegende Bilder: Was gibt's heute oben am U?

Die Fachhochschule mit dem "Forschungsinstitut für Bewegtbild-Studien" (gemeint ist digitales Filmen) sorgt unter der Leitung von Adolf Winkelmann für immer neue Videoinstallationen im und am U: im Foyer, im Treppenhaus (Dortmunder-Neudeutsch: "Kunstvertikale") und weithin sichtbar an der Krone. Inzwischen werden die "Fliegenden Bilder" von FH-Studenten produziert (welche dafür eben nicht mehrere Millionen wie ihr Chef im Kulturhauptstadtjahr 2010 bekommen).

Insgesamt sind die Fliegenden Bilder von schwankender Qualität, häufig sind die Bildfolgen zu komplex für ein Turmvideo oder schlicht langweilig (Fotos unten). Highlights sind und waren zum Beispiel dunkle Meereswogen, stilisierte Regentropfenschauer, "ein Pils wird gezapft", und jedes Mal, wenn der BVB spielt, krönen Tischfußball-Kicker in Schwarz-Gelb das Dortmunder U.
Was gerade aktuell läuft? Die U-Turm-Webcam zeigt's.

Ich schaue aber auch immer bei einem Besuch bei den Video-Fenster-Projektionen im Treppenhaus vorbei, denn darunter gibt es ebenfalls Wahnsinnsgeschichten. Ein Beispiel aus einer der ersten Video-Serien 2010, bei der der Blick nach draußen geht - und unvermutet wird man Zeuge, wie ein Mensch am Fenster vorbeifällt. Ein Selbstmord?

Fenster-Geschichten
Fliegende Bilder, Dortmunder U
Foto: vera kriebel, 2010

Das kleine Raumplanungs-, Architektur- und Designmuseum in Dortmund

Eine Lanze soll hier aber vor allem für die ebenso interessanten wie sorgfältig gestalteten Ausstellungen in der ersten Etage gebrochen werden: Die Fachbereiche Architektur/Raumplanung der Universität und Design der Fachhochschule Dortmund nutzen gemeinsam die erste Etage des U für ihre Ausstellungen, zum Beispiel mit einer tollen Schau zu Orange als Kult- und Designfarbe 2010/2011 oder mit der zuerst in jeder Hinsicht hässlich wirkenden Ausstellung zu den vielgescholtenen Nachkriegsbauten des Ruhrgebiets.


Oh Graus - die ehemalige West-LB (heute DOC) Dortmund, Innenstadt Doch genauer Hingucken lohnt! Nachkriegsarchitektur, FH Dortmunder U, 2010

FH-Ausstellungen Raumplanung
Dortmunder U, 2011

Orange im U
FH Dortmund, 2010/2011
Foto: Vera Kriebel, 2010

Für den besseren Dortmunder U-Überblick

Erdgeschoss: im Eingangsbereich Winter&Hörbelts Quintenzirkel (siehe unten), Fliegende Bilder im Foyer sowie Café und Programm-Kino ("RWE-Forum"), Gewölbekeller: Restaurant;
1. Stock: Ausstellungen der Raumplaner, Architekten und Designer der FH und TU Dortmund;
2. St.: Workshop-Räume für Vermittlungs- und Bildungsangebote;
3. Stock: schwerpunktmäßig Medienkunst und inzwischen auch eher soziopolitisch ausgerichtete Ausstellungen vom HMKV,
4. + 5. Stock: Kunst des 20. Jahrhunderts im Museum Ostwall (MO),
4. Stock: Lautsprecher, ein wundervoller Erker mit tollem Ausblick und herrlich-bequemen Sitz- und Liegekissen, leider aber mit nur für sehr wenige* klangvoller Klangkunst, was bedeutet: der "Lautsprecher", der sich ideal zum Entspannen und Reflektieren eignen würde, ist in der Regel so schrecklich beschallt, dass man es kaum fünf Minuten darin aushält und dass er fast immer menschenleer ist (Fotos unten. *ein Besucher: "Bekifft fände ich das toll!"),
6. Stock: Sonderausstellungen von HMKV und Museum Ostwall;
7. Ebene mit Disco/Restaurant/Café, Besucherterrasse.

Die Raumbelegung im ersten Stock ist jedoch nicht fix - so nutzte das MO Teile für das Non-Stop-Kino im Rahmen der Filmkunstausstellung oder auch für die kleine Schau deutsch-französischer Kunst "Passage" 2010/2011.

Infos zum Dortmunder U

Adresse: Leonie-Reygers-Terrasse, 44137 Dortmund, Telefon: +49(0)231 50-24723.
Anfahrt mit öffentlichen Nahverkehrsmitteln: fußläufig etwa 500 Meter vom Hauptbahnhof entfernt oder mit der U-Bahn (U44, U43), Haltestelle Westentor. PKW: Richtung Dortmund Mitte/Zentrum fahren, dann den Ring/Wall entlang bis zum Dortmunder U.
Öffnungszeiten Dortmunder U: Sa, So, Di, Mi 11-18 Uhr, Do + Fr 11-20 Uhr, montags geschlossen. 24.12., 25.12., 31.12., 1.1. (Heiligabend, 1. Weihnachtsfeiertag, Silvester und Neujahr) geschlossen.
Eintritt frei: Kostenloser Eintritt in den U-Turm inklusive Fliegende Bilder (Winkelmann-Filme) und FH-/TU-Ausstellungen und in die HMKV/MO-Ausstellungen für alle bis 18 Jahre sowie immer am ersten Mittwoch im Monat.
Familiensonntag: Eintritt frei an jedem ersten Sonntag im Monat, 11-18 Uhr. Mit Kinderführungen, Kinderrallye ...
Website mit Kalender und Programm.
Videos "Die Reise ins U": Fliegende Bilder von Adolf Winkelmann in drei Stationen - im Foyer, im Treppenhaus und als Kranz unterm U (kostenlose Besichtigung). Webcam.
Hartware MedienKunstVerein (HMKV): 3. Etage im U, Öffnungszeiten: Di - Mi 10:00 - 18:00 (ab Januar 2012: 11:00 - 18:00), Do - Fr 10:00 - 20:00 (ab Januar 2012: 11:00 - 20:00), Sa - So 11:00 - 18:00, Mo geschlossen. Führungen: donnerstags 18:00 (After-Work-Führung), sonntags 16:00. Eintrittspreis 5,- (ermäßigt 2,50).
Museum Ostwall (MO), 4./5. Etage. Öffnungszeiten: Dienstag, Mittwoch 10:00 - 18:00 Uhr; Donnerstag, Freitag 10:00 - 20:00 Uhr; Samstag, Sonntag 11:00 - 18:00 Uhr; Montag geschlossen. Eintrittspreise Dauerausstellung: Erwachsene: 5,00 Euro, ermäßigt: 2,50 Euro. Eintrittspreis Sonderausstellungen: variiert, ca. 6,- (erm. 3,-).
Eintrittspreise MO und HMKV: völlig diffuses Preissystem, unter anderem deswegen, weil zwischen Sonder- und Dauerausstellungen unterschieden wird. Eintritt frei MO/HMKV am ersten Mittwoch im Monat und immer für alle bis 18 Jahre. Kombikarte HMKV+MO mit überkompliziertem System (etwa 8,-). Tageskarte für alle städtischen Museen (nur für die MO- Dauerausstellungen gültig): Erwachsene: 7,00 Euro, ermäßigt: 3,50 Euro. Jahreskarte für die Dortmunder Museen: 25,00 Euro.
FH-/TU-Ausstellungen der Fakultäten Design, Kunst, Raumplanung, Architektur. 1. Etage (= "erste Hochschuletage", das Leben könnte einfacher sein, wenn man im U nicht meinte, eine eigene Sprache kreieren zu müssen). Eintritt frei. Öffnungszeiten in der Regel wie Dortmunder U.
Gastronomie: Im Erdgeschoss ein Bistro; im Gewölbekeller ein Restaurant; in der "Kathedrale" im obersten, siebten Geschoss das View: abends und nachts eine Clublounge mit toller Atmosphäre, in der richtig was los ist; tagsüber ein Restaurant, 2015 mit westfälischer Speisekarte.