Kunst in ... Duisburg (DKM), Mülheim an der Ruhr, Essen (Folkwang), Bottrop (Museum Quadrat, Josef Albers Museum), Marl (Skulpturenmuseum), Hagen (Osthausmuseum, Emil Schumacher Museum), Dortmund (Dortmunder U, Ostwallmuseum, HMKV), Hamm (Gustav-Lübcke-Museum) und Düsseldorf mit K20 + K21 + Kunstpalast


Sonntag, 18. Januar 2015

Essen, Museum Folkwang

"Wandel durch Kultur, Kultur durch Wandel"

Jedes Ruhrgebietsstädtchen hat sein eigenes Kunstmuseum - doch eines hebt sich ab: Das Essener Folkwang-Museum.
Folkwang-Museum in Essen
Foto: Vera Kriebel, 2010

Das Museum Folkwang ist das Kunstmuseum des Ruhrgebiets, vergleichbar mit den Düsseldorfer Kunstmuseen Kunstpalast, K20, K21, wenn auch erheblich kleiner.

Folkwang-Museum mit Kunst ab dem 19. Jahrhundert

Kein anderes Ruhrgebiets-Museum verfügt über eine so breite Palette an Kunstwerken: Kunst des 19. und 20. Jahrhunderts, aktuelle Gegenwartskunst des 21. Jahrhunderts, gesonderte Sammlungen mit Grafiken, Fotografien, Plakaten und eine kleine Auswahl alter und außereuropäischer Kunst. Junge Nachwuchskünstler erhalten ebenfalls die Möglichkeit auszustellen.

Im 2010 fertig gestellten Neubau befinden sich die Säle für die Sammlung zur Gegenwartskunst des 20. und 21. Jahrhunderts und für Wechselausstellungen, 2010 zum Beispiel die Rekonstruktion der alten Folkwangmuseums-Sammlung (vor allem Expressionismus) und die große Impressionisten-Schau, 2011 eine herausragende Ausstellung zur Gegenwartskunst mit Antje Dorn und den Neuerwerbungen der Folkwang-Sammlung.


Gegenwartskunst, Museum Folkwang, Essen
Foto: Vera Kriebel, 2010

Für die Kunst nach 1945 und die Kunst der Gegenwart, die unter anderem Schlüsselwerke des amerikanischen abstrakten Expressionismus beinhalten, stehen im Neubau zwar großzügige Räume zur Verfügung, trotzdem kann in der Dauerausstellung nur ein Teil der Neuerwerbungen gezeigt werden, so dass 2011 eine Sonderpräsentation der Neuerwerbungen einen tieferen Einblick in die Sammlungstätigkeit des Museums bot.

Grafik, Fotografie und Plakate

Die grafische und fotografische Sammlung sowie das Deutsche Plakatmuseum können nur ausschnittsweise in Sonderausstellungen präsentiert werden und verfügen gemeinsam über einen dreigeteilten Saal im Neubau.

Dieser ist anders als das übrige Gebäude fast ausschließlich künstlich beleuchtet, da er an der Eingangsseite an der Bismarckstraße liegt, die kaum Fenster aufweist, sondern als grünlich-schimmernde Glaskeramik-Front angelegt ist. "Deutsches Plakatmuseum" klingt daher nach mehr, als tatsächlich dort zu finden ist: ein zweigeteilter Raum mit Platz für vielleicht 200 eng gehängte Plakate in einer der Sonderausstellungen. Allerdings umfasst die Sammlung des Plakatmuseums über 40.000 Plakate.




Der Schwerpunkt der Fotografischen Sammlung des Folkwang-Museums liegt in der Fotografie der 1920er/30er sowie der 1950er/60er Jahre. Seit der Heinemann/Zielony-Schau im Frühjahr 2011 wird ein neues Konzept verfolgt: Seitdem stellt man nicht nur eigene Werke aus, sondern lädt aktuelle Künstler ein. In zukünftigen Ausstellungen tritt also die Sammlung in den Dialog mit Gegenwartskünstlern. Ziel ist dabei auch, die Sammlung nicht in der Fotografie des 20. Jahrhunderts erstarren zu lassen, sondern sie um zeitgenössische Fotografen zu erweitern.

Minne-Brunnen
Folkwang-Museum
Foto: Vera Kriebel, 2010

Altbau mit Kunst des 19. und 20. Jahrhunderts

Objekt Studio.
Die Sammlung Außereuropäischer Kunst.
Museum Folkwang, 2012
Foto: Vera Kriebel, 2012
Der Altbau soll an die Vorgeschichte erinnern - auch an seinen Begründer Karl Ernst Osthaus: Im Erdgeschoss befindet sich dort der pathetisch-süßliche Minne-Brunnen von Oskar Schlemmer, der Anfang des 20. Jahrhunderts in der Hagener Osthaus-Villa den Blickfang im Entrée darstellte. Außerdem hängt dort Kunst des 19. und 20. Jahrhunderts, mit Schwerpunkt der Klassischen Moderne (vergleichbar dem Düsseldorfer Kunstpalast und dem K20): Goldgerahmte Landschaftsgemälde und Stadtansichten von Klassizisten wie Schinkel und Werke des Impressionismus, Expressionismus mit Rodin, Kirchner, Nolde, Klee, Delaunay, Beckmann, Ernst, auch einige surrealistische Bilder von Dali und Magritte oder Tanguay.





Objekt Studio, 2012
Museum Folkwang, 2012
Im Untergeschoss des Altbaus ist - verschämt und um political correctness bemüht - alte und außereuropäische Kunst zu finden. Sie geht auf die Sammlung Osthaus' zurück und wurde teilweise bei der ersten Austellung im neuen Gebäude, "Das schönste Museum der Welt" Anfang 2010 gezeigt. Derzeit wird der Keller auch für Wechselausstellungen genutzt, so 2011 für Junge Kunst aus Essen.

Innenarchitektur

Bis auf die alte und außereuropäische Sammlung sind im Jahr 2011 alle Bereiche des Folkwangmuseums eingerichtet. Während der Bau des Folkwangmuseums mit seinem rechteckigen Grundriss von außen eher schlicht und gradlinig als Quader daherkommt, sind die Räumlichkeiten des Folkwangmuseums innen - unter anderem durch die vielen kleinen und großen Innenhöfe - so verschachtelt, dass mancher Besucher darin die Orientierung verliert (siehe Foto 4).

Anders als das Dortmunder Ostwallmuseum mit seinen teilweise klaustrophobisch eng besetzten Räumen weist das Folkwangmuseum zumeist große, hohe Räume mit Tages-Lichteinfall von oben und aus den großen seitlichen Fensterfronten auf. Die Innenwände - zum Beispiel des Wechselausstellungsbereichs - sind einfach auf Rollen verschiebbar, so dass sich flexible Ausstellungsdesigns ergeben können. Bei der ersten Ausstellung zur früheren Museumssammlung ("Das schönste Museum der Welt") war die Aufteilung zum Beispel noch sehr kleinräumlich, bei der Schau zu den Neuerwerbungen und zu Antje Dorn ist sie äußerst großzügig. Zusätzliche innenarchitektonische Elemente bilden die als quadratische Säulen kaschierten Stahlträger.
Folkwang - eine Ruhrgebietsinstitution

Das Essener Museum Folkwang hebt sich in seiner Verbundenheit mit dem Ruhrgebiet und einem sozialdemokratisch geprägten Kunst- und Kulturverständnis gegenüber anderen Sammlungen und Museen ab: Da ist Kunst für alle, Kunst ist nicht reine, abgehobene Kunst für eine Elite oder "L'art pour l'art", Kunst bildet, Kunst ist sozial engagiert, Kunst nimmt politisch Stellung, Folkwang-Kunst versucht sich gegenüber dem rein kommerziellen, kapitalistisch-individualistischem Kunstverständnis abzuheben.

Das Festhalten an diesem sozialdemokratisch geprägten Kunstverständnis ist subtil überall im Folkwang-Museum spürbar. Schwerpunkte bilden die sozial und politisch engagierte Kunst der 20er bis 70er Jahre und die Kunstvermittlung (obwohl Letztere inzwischen in fast alle Museen Einzug gehalten hat). Aber es ist auch ein Wind des Aufbruchs spürbar: In allen Bereichen geht man über die alten Sammlungen hinaus in einen Dialog mit aktuellen Künstlern, so bei der Ausstellung zur Dokumentarfotografie von Heinemann und Zielony.

Infos zum Folkwangmuseum in Essen

  • Adresse & Kontakt: Museum Folkwang, Museumsplatz 1, Essen. Tel. +49 201 8845 444, Mail: info@museum-folkwang.essen.de.
  • Anfahrt: Im Hauptbahnhof (Südausgang, dem City-Hauptausgang entgegengesetzt) U11, 101 oder 107 (Richtung Gruga/Messe/Bredeney); zwei Stationen weiter Ausstieg "Rüttenscheider Stern"; der Fußweg (etwa 500 Meter) führt durch das szenige Viertel Rüttenscheid südlich des Folkwang-Museums, Bismarckstraße queren. Zu Fuß: Alternativ vom Südausgang aus ca. 15 min.
  • Öffnungszeiten: Dienstag & Mittwoch 10 – 18 Uhr, Donnerstag & Freitag 10 – 20 Uhr, Samstag & Sonntag, Feiertage 10 – 18 Uhr. Montags geschlossen, ebenso an folgenden Feiertagen:  Rosenmontag, Ostermontag, Pfingstmontag, Heiligabend, 25. Dezember, Silvester, Neujahr.
  • Eintrittspreise: Eintritt frei in die Sammlung! Ausstellungen des fotografischen, grafischen und Plakat-Bereichs sind manchmal inklusive. Variierende Preise für die Wechselausstellungen (8-10 Euro).
  • Führungen werden nicht regelmäßig zu den einzelnen Ausstellungen angeboten, grundsätzlich gilt aber: sonntags zwischen 14 und 15 Uhr beginnt immer eine Führung - man weiß nur nicht, zu welcher der Ausstellungen. Kalender zu den Führungen.
    Notfalls hilft der Audioguide (4 Euro).
  • Sonderveranstaltungen für Kinder und Schüler: Bildung und Kunstpädagogik ist im Folkwang traditionell wichtig: Audioguide, Führungen, Workshops und Themenveranstaltungen sollen insbesondere Kinder und Schüler (Schulklassen) an die Kunst des Folkwang-Museums heranführen.
  • Ausgezeichneter Veranstaltungskalender, der sich auch zum Beispiel zur Suche für das Kinderprogramm eignet.

RUHR.2010: RuhrKunstMuseen

Wie DKM, LehmbruckMuseum und Museum Küppersmühle in Duisburg oder das Museum Ostwall im Dortmunder U ist das Folkwang-Museum Mitglied der RuhrKunstMuseen, einem Netzwerk von Kunstmuseen des Ruhrgebiets.
Sehr schön zum Stöbern ist: https://21x21.de/ Verknüpfungen zwischen Sammlungen, Kunstwerken, Museen - das WWW als Netzwerk. Toll gemacht!

(ursprünglich erschienen 2010, suite101.de)

Ausstellungsbesprechungen







Das schönste Museum der Welt, 2010
Museum Folkwang, 2010





Drinnen und draußen
Museum Folkwang, Keller Altbau
Foto: Vera Kriebel, 2011

Darren Almond, Filminstallation
Static Movement, 2012
Museum Folkwang

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