Osthaus Museum und Emil Schumacher Museum: Gleichklang
Hagen. Nicht gerade berühmt für kulturelle Höhepunkte und Sinn für Schönheit. Das war auch vor 150 Jahren schon nicht viel anders.Expressionismus-Raum
im Osthausmuseum Foto: Vera Kriebel, 2012 |
Karl Ernst Osthaus in Hagen: Ganzheitliche Vision
Es war daher ein Glücksfall, dass hier der kulturell engagierte und kunstbeflissene Bankierssohn Karl Ernst Osthaus 1847 geboren wurde und sein Erbe dazu verwandte, ein Modellprojekt aufzubauen, das allen Schichten Zugang zu Schönheit, Bildung und Kunst ermöglichen sollte. Osthaus hatte intensiven Kontakt zur Worpsweder Künstlerkolonie und dem Deutschen Werkbund sowie der englischen Gartenstadtbewegung.Er war einer der ersten, die außereuropäisches Kunst(hand)werk und Kultobjekte, archäologische Fundsachen zusammen mit "westlicher" Kunst präsentierte und der systematisch deutsche Expressionisten sammelte und ausstellte; Osthaus arbeitete zudem intensiv mit Jugendstil- und Bauhauskünstlern wie Henry van der Velde zusammen. Um 1900 wurde das Folkwang-Museum eröffnet, das sowohl Kunst- wie naturwissenschaftliches Museum war. Es folgten eine Malschule, Bauprojekte wie Gartenstadt und Arbeitersiedlung.
Seine Pläne konnte Osthaus dennoch nicht umsetzen - zum einen, weil sich sein Vermögen erschöpfte, zum anderen, weil er früh 1921 starb, und zudem, weil ihm die Unterstützung der Umgebung fehlte. In Hagen sind seine Visionen nie wirklich ernst genommen worden. Nach seinem Tod wurde daher die gesamte Sammlung nach Essen verkauft und bildete dort den Grundstock für das Folkwang-Museum und Ausgangspunkt für die Folkwang-Akademie.
Museumsplatz
in Hagen mit dem Neubau für das Emil Schumacher Museum (links) und dem Foyer-Anbau am Osthaus Museum (rechts) |
Kunstquartier am Museumsplatz: Das Osthaus Museum
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde das Karl Ernst Osthaus Museum in Hagen eröffnet und versuchte erneut eine Sammlung deutscher Expressionisten und aktueller Kunst aufzubauen. Seit der Wiedereröffnung 2009 ist am (wenig repräsentativen) Museumsplatz, dem ursprünglichen Ort des Folkwang-Museums, ein (neudeutsches) Kunstquartier entstanden.Minne-Brunnen von George Minne (Nachbau im Folkwang-Museum, Essen) |
Berliner Realisten Osthausmuseum, Hagen, 2012 Foto: Vera Kriebel, 2012 |
Emil Schumacher Museum - Expressive Malerei im Nachkriegsdeutschland
Auf der anderen Seite des Kunstquartiers das Emil Schumacher Museum - beide Museen sind eng verbunden durch ein gemeinsames Foyer und eine Glasfassade über die gesamte Hausfront (siehe Fotos unten; der Neubau ist im Übrigen wie so viele Ergebnis von Handwerker-Pfusch).Der Informel-Künstler Emil Schumacher ist sicher der berühmteste Sohn der Stadt, geboren 1912 in Hagen, gestorben 1999 auf Ibiza. Museum, Sammlung und Ausstellungen in Hagen, das sich auch in den letzten Jahrzehnten nicht kunstfreudiger gezeigt hat als 1922, sind ohne die Anstrengungen des Sohns des Künstlers, Ulrich Schumacher, nicht denkbar. Die durch ihn gegründete Stiftung umfasst 500 Werke.
Emil Schumacher Emil Schumacher Museum, Hagen Foto: Vera Kriebel, 2012 |
Schumacher-Atelier Emil Schumacher Museum, Hagen Foto: Vera Kriebel, 2012 |
Schumacher - Afrika Emil Schumacher Museum, Hagen, 2012 Foto: Vera Kriebel, 2012 |
Kein Graben, sondern Glas: Osthaus und Schumacher
Und auf den zweiten Blick sind die anfangs so unterschiedlichen Museen sich auch gar nicht mehr so fremd: Die Expressionisten Anfang und die (abstrakten oder informellen) Expressionisten Mitte des 20. Jahrhunderts - sie ließen ihre Bilder mit Farben, mit Flächen, mit großen Gesten, Überschwang, Gefühl sprechen, gaben dem "natürlichen" Organischen wieder sein Recht zurück (auch hier sind Jugendstil und zeitgenössische Expressionisten wie Kirkeby nicht allzuweit voneinander entfernt). Analyse und Ratio (wie im Kubismus oder heute bei der Concept Art) - das waren nicht ihre Themen, Herangehensweisen, Mittel der künstlerischen Verarbeitung.Gläserne
Mauern - Aufgang zum Schumacher Museum in Hagen Foto: Vera Kriebel, 2012 |
Infos zum Museumsquartier in Hagen: Osthaus Museum und Emil Schumacher Museum
- Adresse: Kunstquartier Hagen - Osthaus Museum und Emil Schumacher Museum, Museumsplatz 1, 58095 Hagen.
- Anfahrt: Navi: Hochstr. 73, 58095 Hagen. ÖPNV/Bahn: Das Museum ist nur etwa 15 Minuten Fußweg vom Hauptbahnhof Hagen entfernt.
- Öffnungszeiten: Dienstag bis Sonntag von 11 bis 18 Uhr, montags geschlossen!
- Eintrittspreise: Kombi-Ticket für das Kunstquartier (Eintritt in beide Museen): 6 Euro, ermäßigt 2,-, Familienkarte 12 Euro, Kinder bis 6 Jahre Eintritt frei. Sonderausstellungen extra.
- Virtuelles Museum mit Bildern und kurzen Erläuterungen: zum Osthaus Museum und Emil Schumacher Museum.
- Begleitprogramm: Veranstaltungskalender. Aktuelle Ausstellungen Osthaus Museum. Führungen immer sonntags, 11:15 - 12:15, im wöchentlichen Wechsel Osthaus Museum und Emil Schumacher Museum. Ferienprogramm.
Junges Museum mit interkulturellem Programm und Museumspädagogik. - Informationen zu Karl Ernst Osthaus und zur Geschichte des Osthaus- und Folkwang-Museums
Ausstellungsbesprechungen
- China 8: Paradigmen der Kunst – Installation und Objekte, 15.05.15 - 13.09.2015
(Ursprünglich erschienen 2012 auf suite101.de)
Emil Schumacher Museum, Hagen Foto: Vera Kriebel, 2012 |
Emil Schumacher Museum, Hagen Foto: Vera Kriebel, 2012 |
Emil Schumacher Museum, Hagen Foto: Vera Kriebel, 2012 |
Emil Schumacher Museum, Hagen Foto: Vera Kriebel, 2012 |
Osthaus Museum, Hagen Foto: Vera Kriebel, 2015 |
Osthaus Museum, Hagen Foto: Vera Kriebel, 2015 |
Kellergewölbe Osthaus Museum, Hagen Foto: Vera Kriebel, 2015 |
Kellergewölbe Osthaus Museum, Hagen Foto: Vera Kriebel, 2015 |
Architektur der Erinnerung, Sigrid Sigurdsson Osthaus Museum, Hagen Foto: Vera Kriebel, 2015 |
Architektur der Erinnerung, Sigrid Sigurdsson Osthaus Museum, Hagen Foto: Vera Kriebel, 2015 |
Architektur der Erinnerung, Sigrid Sigurdsson Osthaus Museum, Hagen Foto: Vera Kriebel, 2015 |
Osthaus Museum, Hagen Foto: Vera Kriebel, 2012 |
Douglas
Lounge: Edles Ambiente Osthaus Museum, Hagen Foto: Vera Kriebel, 2012 |
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